Tyrus Wong: Der Mann, der Disneys Bambi zeichnete


Tyrus Wong, ein chinesisch-amerikanischer Künstler, hat im Laufe seines Lebens eine beeindruckende Karriere und ein bedeutendes künstlerisches Erbe hinterlassen. Geboren 1910 in einem Dorf in der südchinesischen Provinz Guangdong, wanderte er im Alter von zehn Jahren mit seinem Vater in die USA aus, wo sie sich schließlich in Los Angeles niederließen.

Schon früh erkannte Wongs Vater sein Talent für Kunst und förderte seine Begeisterung dafür. In seiner Kindheit konnte sich Wong jedoch nur begrenzt mit Kunst beschäftigen, da die finanziellen Mittel seiner Familie begrenzt waren. Dennoch konnte er seine Fähigkeiten in Kalligraphie und chinesischer Kunst durch Selbststudium entwickeln, wobei er Zeit in der Los Angeles Central Library verbrachte und sich von den Landschaftsmalereien der Song-Dynastie inspirieren ließ.

Als Wong in der Junior High School war, erhielt er ein Stipendium für das Otis Art Institute, wo er seine Fähigkeiten weiterentwickelte. Um sich finanziell zu unterstützen, arbeitete er als Kellner in Chinatown. Zusammen mit anderen Künstlern wie Benji Okubo und Hideo Date gründete Wong die Oriental Artists’ Group of Los Angeles und organisierte Ausstellungen ihrer Werke. 1932 wurde Wongs Arbeit im Art Institute of Chicago neben Werken von Picasso, Matisse und Paul Klee ausgestellt.

Seine Karriere begann 1938, als er von den Walt Disney Studios als „inbetweener“ eingestellt wurde. Als solcher war er für das Zeichnen tausender Illustrationen verantwortlich, die für animierte Filme fotografiert wurden. Seine bedeutendste Arbeit war seine Leitung beim Zeichnen des Disney-Films „Bambi“, bei dem er einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kunst des beliebten Klassikers hatte. Leider wurde er bei der Veröffentlichung des Films im Jahr 1942 nur als einer von vielen „Hintergrundkünstlern“ genannt, sodass seine großen Beiträge jahrelang nicht anerkannt wurden.

Wechsel zu Warner Brothers und weitere Erfolge

Nach seiner Zeit bei Disney wechselte Wong zu Warner Brothers und arbeitete dort als Zeichner und Maler von Storyboards. Seine Arbeit prägte das Erscheinungsbild vieler weiterer bedeutender Hollywood-Filme wie „The Wild Bunch“, „Sands of Iwo Jima“ und „Rebel Without A Cause“. Für seine Arbeit erhielt er sogar Academy Award-Nominierungen.

Obwohl seine Beiträge zur Filmindustrie von Hollywood lange Zeit nicht angemessen anerkannt wurden, änderte sich dies im Jahr 2001, als er zum „Disney Legend“ ernannt wurde. Zwölf Jahre später veranstaltete das Walt Disney Family Museum eine umfassende Retrospektive seiner Karriere mit dem Titel „Water to Paper, Paint to Sky“.

Die Lebenslektionen von Tyrus Wong

Tyrus Wong war nicht nur ein talentierter Künstler, sondern auch ein Mann mit vielen Lebenslektionen. Er lebte ein spielerisches und neugieriges Leben, das sich in seiner Kunst widerspiegelte. In Interviews und Videos, die von ihm hinterlassen wurden, konnte man seine Begeisterung für seinen kreativen Prozess sehen und spüren.

Er war ein Mann, der sein Handwerk liebte und immer daran interessiert war, Neues auszuprobieren. Sein künstlerischer Stil wurde von der chinesischen und westlichen Kunst beeinflusst, und er fand Wege, seine chinesische Herkunft in seinen Geschichten und Kunstwerken zum Ausdruck zu bringen.

Die künstlerische Sensibilität von Tyrus Wong

Eine Besonderheit von Wongs Kunst war seine Fähigkeit, westliche Illustrationen mit östlichen Maltechniken zu kombinieren. Er vermischte die Linien- und Farbgebungstechniken der westlichen Kunst mit dem Fluss und der Atmosphäre der östlichen Malerei. Diese einzigartige Kombination verlieh seinen Werken eine ganz besondere Ästhetik und Atmosphäre.

Besonders seine Waldlandschaften, die in vielen seiner Gemälde zu finden sind, sind geheimnisvoll und verträumt. Sie sind atmosphärisch, verschwommen und magisch zugleich. Man hat das Gefühl, in eine ferne Erinnerung einzutauchen, die auf Papier festgehalten wurde. In seinem Werk konnte Tyrus Wong die Schönheit der Natur und die Verbindung zur menschlichen Erfahrung einfangen.

Das Tyrus Wong Google Doodle

Das heutige Google Doodle ist eine Hommage an Tyrus Wong und sein Erbe als Künstler. Es zeigt Wong beim Drachenfliegenlassen, eine Aktivität, die er erst nach seiner Pensionierung entdeckte und zu seiner Leidenschaft wurde. Wong baute über 200 Drachen, die er in Kalifornien selbst steigen ließ. Diese Drachen sind heute auch im Disney-Museum zu sehen.

Das Doodle wurde von der Künstlerin Sophie Diao erstellt, die von Wongs Gemälden von Wäldern inspiriert wurde. Es hat eine träumerische Atmosphäre und fängt die Magie und Ästhetik von Wongs Werken ein. Das Doodle ist eine wunderbare Hommage an einen Mann, der das Kino und die Kunstwelt für immer geprägt hat.

Das Vermächtnis von Tyrus Wong

Tyrus Wong hat nicht nur einen großen künstlerischen Einfluss hinterlassen, sondern auch eine Inspiration für nachfolgende Künstlergenerationen geschaffen. Sein einzigartiger Stil und seine kreative Herangehensweise haben viele Menschen dazu motiviert, ihre eigenen kulturellen Hintergründe in ihre Kunstwerke einzubringen.

Sein Vermächtnis wird auch durch das Walt Disney Family Museum, das seine Arbeit würdigt, und durch die Erinnerungen seiner Familie lebendig gehalten. Seine drei Töchter, Kim, Tai-Ling und Kay, erinnern sich gerne an die lustigen Momente, die sie mit ihrem Vater verbracht haben, und sehen in seinen Werken immer noch seine Liebe zum Leben und seinen Sinn für Humor.

Insgesamt war Tyrus Wong ein bemerkenswerter Künstler, der die Welt der Kunst und des Kinos auf einzigartige Weise bereichert hat. Seine künstlerische Sensibilität, sein kreativer Geist und sein Beitrag zum visuellen Erbe von Bambi und anderen Hollywood-Filmen werden noch lange in Erinnerung bleiben. Wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir sein Werk bewundern und von seiner Leidenschaft für die Kunst lernen können.