Bessie Coleman: Die erste Afroamerikanerin mit Pilotenschein

Bessie Coleman: Die erste Afroamerikanerin mit Pilotenschein


Bessie Coleman (1892 – 1926) war die erste Afroamerikanerin mit Pilotenschein und die erste Frau weltweit mit internationalem Pilotenschein. Die farbige Pilotin wird auch Brave Bessie und Queen Bessie genannt. Sie starb jung auf einer Flugschau. Seit 2003 gilt sie als eine der 100 wichtigsten Frauen in der Luftfahrt.

Geboren wurde Bessie Coleman am 26. Januar 1892 in Atlanta (Texas). Sie war das zehnte von insgesamt dreizehn Kinder. Auf der kleinen Farm ihrer Eltern verbrachte sie eine unbeschwerte Kindheit.

Bessie Coleman besuchte eine kleine Schule für farbige Kinder, die aus nur einem Zimmer bestand. Täglich musste sie mehr als sechs Kilometer weit laufen, um am Unterricht teilnehmen zu können. Bessie war eine sehr gute Schülerin, obwohl ihre Eltern oftmals kein Geld für Schulmaterialien hatte. Dennoch absolvierte sie alle acht Klassen.

Ihr Vater, George Coleman, verließ 1901 die Familie. Um dem Rassismus in den Südstaaten zu entgehen, kehrte er in seine Heimat Oklahoma zurück. Da dessen Besiedlung durch Weiße dort erst begonnen hatte, versprach er sich dort ein besseres Leben. Seine Familie folgte ihm jedoch nicht.

Nach ihrem 18. Geburtstag setzte Bessie Coleman alles auf eine Karte: Sie nahm all ihre Ersparnisse und schrieb sich an der Colored Agricultural and Normal University (heute Langston Universität) in Oklahoma ein. Doch bereits nach einem Semester waren ihr Geld aufgebraucht. Sie musste das Studium abbrechen und kehrte wieder zurück nach Hause.

Mit zwei ihrer Brüder zog Bessie im Jahr 1915 nach Chicago. Sie teilten sich eine Wohnung und arbeiteten in einem Supermarkt. Bessie arbeitete später als Maniküre in einem Friseursalon. Da beim Friseur viel erzählt wird, hörte sie oft Geschichten über Piloten, die aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt waren. Ihr Traum, selbst Pilotin werden zu wollen, war geweckt. Verstärkt wurde ihr Wunsch durch einen ihrer Brüder. Er ärgerte sie, indem er ihr bei jeder Gelegenheit sagte, dass französische Frauen besser seien als afroamerikanische, denn Französinnen waren bereits Pilotinnen geworden.

Keine Flugschule wollte Bessie Coleman

Ihr großer Traum wäre jedoch beinahe an den amerikanischen Flugschulen gescheitert. Eine Frau will Pilotin werden und dazu noch eine Farbige? Das war zur damaligen Zeit für viele undenkbar. Doch Bessie hatte einflussreiche Freunde, die sie in dem Friseursalon kennen lernte. Einer von ihnen war Robert S. Abbott (1868 – 1940), Gründer und Herausgeber des Chicago Defender, der wichtigsten Wochenzeitung der Afrikaner in Chicago. Ein weiterer Förderer war der Immobilienhändler Jesse Bings.

Ausbildung zur Pilotin in Frankreich

Wenn niemand in den USA bereit ist, sie zur Pilotin auszubilden, dann muss Bessie dort leben, wo dies möglich ist, in Frankreich. Dank der Unterstützung durch Robert S. Abbott und Jesse Bings konnte Bessie Coleman in der Berlitz Sprachschule die französische Sprache lernen.

Am 20. November 1920 war der große Tag gekommen: Mit dem Ozeandampfer SS Imperator reiste sie nach Frankreich, um dort ihre Pilotenausbildung zu machen. Ihre ersten Flugstunden absolvierte sie in einem Doppeldecker des Typs Nieuport. Als einzige nicht-weiße Flugschülerin lernte sie das Fliegen Innerhalb nur eines Jahres. Ihre vom Aéro-Club de France ausgestellte Fluglizenz trägt das Ausstellungsdatum 15. Juni 1921.

Bessie Coleman: Pilotenschein
Bessie Coleman: Ihre Fluglizenz trägt das Ausstellungsdatum 15. Juni 1921

Medienrummel nach Rückkehr in die USA

Im September 1921 kehrte Bessie in die USA zurück und löste einen Medienrummel aus. Nahezu jede Zeitung und Zeitschrift wollte ein Interview mit ihr führen. Sie wurde zu vielen Veranstaltungen eingeladen.

Bessie Coleman in Deutschland

Ende Februar 1922 reiste Bessie Coleman für drei Monate nach Europa. Sie besuchte neben Frankreich auch Deutschland. Sie flog verschiedene Flugzeuge und lies sich dabei filmen.

Ihre erste öffentliche Flugschau in den USA

Bessie Coleman, 1922
Bessie Coleman, 1922

In den USA präsentierte Bessie Coleman sich am 27. August 1922  erstmals öffentlich als Pilotin auf einer Flugschau. Es folgten in den ganzen Vereinigten Staaten viele weitere Flugshows mit ihr. So trat sie am 3. September 1922 beispielsweise zusammen mit dem farbigen Stuntman Hubert Fauntleroy Julian auf, der aus ihrer Maschine mit dem Fallschirm absprang.

Am 15. Oktober 1922 musste man erstmals Eintritt zahlen, um ihre Flugkünste bestaunen zu dürfen. In Chicago verlangte man von Erwachsenen einen Dollar und von Kindern 25 Cent Eintritt.

Bessie Colemans erster Absturz

Sonntag, den 4. Januar 1923 blieb Bessie wohl lange in den Knochen stecken. Bei einem Flug nach Santa Monica (Kalifornien) versagte ihr Flugzeug, sie stürzte ab. Bessie Coleman brach sich ein Bein und drei Rippen. Bis zum 10. Mai 1923 lag sie im Krankenhaus. Doch einige Monate später, am 9. September 1923, trat sie wieder bei einer Flugschau in Chicago auf, vor rund 10.000 Zuschauern.

An einem denkwürdigen Tag – Sonntag, den 19. Juni 1925 – trat die erste farbige Pilotin der USA in einer Luftschau in Galveston (Texas) auf. 60 Jahre zuvor wurde dort das Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges (1961 – 1865) verkündet, nachdem die Sklaverei in den Südstaaten aufhob.

Bessie Coleman: Sprung aus einem Flugzeug

Im September 1925 sprang Bessie, während einer Flugschau, aus dem Flugzeug eines anderen Piloten mit dem Fallschirm ab.

Verfilmung ihres Lebens scheiterte

Im Februar 1926 wurde Bessie Coleman in die Norman-Studios nach Arlington (Florida) eingeladen. Sie sollte an der Verfilmung ihres Lebens mitwirken. Doch der Film kam nie zustande. Einige berichteten, Bessie habe die Dreharbeiten abgebrochen, weil ihr die Dartsellung der Farbigen zu klischeehaft erschienen sei. Andere wiederum berichteten, den Produzenten sei schlichtweg das Geld ausgegangen.

Bessie Coleman flog in den Tod

Am 30. April 1926 startete sie, zusammen mit William Wills als Pilot, zu einem Übungsflug. Bessie legte den Sicherheitsgurt nicht an, da sie sich aus dem Cockpit lehnen wollte, um das Gelände zu erkunden.

Aus rund 3.000 Meter Höhe leitete er einen Sturzflug ein. Es gelang ihm jedoch nicht, das Flugzeug wieder in eine horizontale Lage zu bringen. Die Maschine geriet ins Trudeln und stürzte ab. Bessie Coleman  wurde aus dem Cockpit geschleudert und starb beim Aufprall auf dem Boden. William Wills war in den Trümmern des Flugzeuges eingeschlossen.

An der Absturzstelle zündete sich jemand tragischerweise eine Zigarette an. Ein Funke entzündete den Benzindunst, sodass das Wrack in Flammen aufging. Der Pilot und Flugzeugmechaniker William Wills verbrannte.

Die Untersuchungen des Wracks ergaben die Absturzursache. Man fand einen Schraubenschlüssel im Getriebe des abgestürzten Flugzeuges. Wills hatte das Werkzeug offenbar versehentlich liegen lassen. Beim Sturzflug geriet es in die Gänge und verklemmte sie.

Der Traum von Bessie Coleman von einer Fliegerschule für Afroamerikaner wurde 1929 wahr.